Christoph Hofer war mit Dr. Jus durch eine langjährige Freundschaft verbunden.
An einem Sommerabend in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geht ein Kunstmaler aus Dehli mit seinem kleinen Jungen in den Vorbergen des Himalayas spazieren. Die Familie besitzt hier ein Haus und verbringt in den Sommermonaten jeweils Zeit dort. Sie begegnen einem Yogi und dieser spricht den Vater an. Er betrachtet den kleinen Jungen lange und bemerkt schliesslich: Aus diesem Kind wird einmal ein grosser Yogi oder ein bedeutender Heiler.
Ja, aus Mohinder Singh Jus ist beides geworden oder anders formuliert, er war schon immer beides. Ein brillanter Heilkundiger, der mit dem bevorzugten System der klassischen Homöopathie (B.K. Bose: "praktiziere Homöopathie, sie ist am geeignetsten") vielen Patienten zur Heilung oder zumindest Linderung ihrer Leiden verhalf.
Daneben aber ein wahrhaft reifer, göttlich inspirierter Mensch, der den Mitmenschen durch seine aufbauenden, treffenden und von Liebe getragenen Worte seelische Nahrung gab und somit als geistiger Lehrer und wahrhafter „Yogi“ wirkte.
Die Prophezeiung des indischen Weisen hat sich voll erfüllt.
Ja, er wurde auf diesen Planeten geboren, um eine Aufgabe zu erfüllen. Als Weisheitslehrer hat er in vielen Menschen ihren göttlichen Funken erweckt und das Bewusstsein gehoben. Als Heiler wurde er vielen zum Segen und durfte Linderung bringen, wo Heilung des Körpers nicht im göttlichen Plan stand.
Als Schwacher unter Schwache gesandt, musste er trotz seines Charismas wie jeder Mensch sich auf dieser Erde erst zurechtfinden und seine Entwicklungen vollziehen.
Die glücklichsten Zeiten in meinem Leben waren, wenn ich für andere da sein und mich aufopfern konnte.
Schicksalsschläge, Verlust lieber Nahestehender, Unverständnis und Anfeindungen von Seiten der etablierten Medizin, Missachtung, Demütigungen und Enttäuschungen durch fürsorglich ausgebildete Schüler waren ihm nicht fremd.
Auch von körperlichen Leiden blieb er nicht verschont, wenngleich viele Umstehende meist nichts wahrnahmen. Er machte kein grosses Aufheben darum. In seinem eigenen Leid hat er trotzdem stets jedem nur Licht und Liebe offenbart. Selbst sagte er einmal von sich: „Das waren die glücklichsten Zeiten in meinem Leben, wenn ich für andere da sein und mich aufopfern konnte.“
Doch darin offenbart sich das Wesen eines grossen Heilers. Er trägt immer einen Teil der karmischen Last derer, die ihm anvertraut sind. So sollte der wahrhaft Heiltätige immer auch den Patienten Aufklärung darüber bringen, dass Krankheit einen Sinn hat und nicht immer alle körperlichen Symptome weggenommen werden können. Priorität hat die Reifung und Reinigung der Seele.
Beispielhaft war neben seinem immensen Wissen und der Erfahrung in der Anwendung klassischer Homöopathie sein einfühlsamer Umgang mit den kranken Menschen, stets getragen von Liebe, Geduld und Respekt. Gleichzeitig zeigte sich bei den Fallaufnahmen aufgrund seiner Erfahrung und Menschenkenntnis ein oftmals überraschend schnelles Vordringen zum Kernkonflikt des jeweiligen Patienten. Aber trotz all seiner Bemühungen war er sich stets bewusst: „Ich bin nur ein Helfer, ich bin beschränkt in meinem Wissen, aber ich kann den Patienten in meine Gebete einschliessen und das Beste für ihn erhoffen. Es ist Gott, der heilt.“
Als Mensch war er sehr humorvoll, immer zu Spässen aufgelegt, offen und interessiert an allen Facetten des Lebens. Eine sehr rasche und präzise Auffassungsgabe, hochintelligentes Einfühlungsvermögen und stets treffende und aufbauende Worte im persönlichen Gespräch charakterisierten ihn.
Neben seiner faszinierenden Persönlichkeit als Homöopath hat mich stets sein überragendes spirituelles Charisma beeindruckt. Gerade die letzten Lebensjahre offenbarten immer mehr seine wahre Bescheidenheit, Demut, Dankbarkeit und sein liebevolles Wesen.
Ja, ein grosser Geist ist von uns gegangen und viele werden erst jetzt beginnen zu verstehen, was uns geschenkt worden war: eine Liebesgabe Gottes an diese Welt. In Liebe, grosser Dankbarkeit und steter Verbundenheit.